Katzen mit Diabetes ohne Insulin? Neue Wege in der Behandlung

Die Diagnose Diabetes mellitus bei einer Katze war lange gleichbedeutend mit der täglichen Insulingabe. Doch seit 2023 stehen erstmals Medikamente zur Verfügung, die eine insulinfreie Therapie ermöglichen könnten. Für viele Halter klingt das zunächst wie ein medizinisches Wunder – doch was ist tatsächlich dran an dieser Entwicklung?

Eine grau-weiße Katze liegt ruhig neben einer Spritze und einem Blister mit Tabletten. Darüber liegt ein Text mit dem Titel: „Diabetes bei Katzen – neue Therapie ohne Insulin?“

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – besonders, wenn es um die Zukunft der Diabetesbehandlung bei Katzen geht.“ – Katzengesellschaft GmbH

Was ist Diabetes bei Katzen?

Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der entweder zu wenig Insulin produziert wird oder das vorhandene Insulin nicht mehr ausreichend im Körper wirkt. Die Folge: Der Zucker aus dem Blut kann nicht mehr effektiv in die Körperzellen aufgenommen werden, was zu einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel führt. Bei Katzen handelt es sich überwiegend um Typ-2-Diabetes, bei dem Insulinresistenz eine zentrale Rolle spielt. Risikofaktoren sind unter anderem Übergewicht, Bewegungsmangel, genetische Veranlagung und hormonelle Erkrankungen wie z. B. eine Akromegalie oder eine langanhaltende Kortisonbehandlung. Die typischen Symptome sind gesteigerter Durst, häufiges Urinieren, Appetitsteigerung bei gleichzeitigem Gewichtsverlust sowie allgemeine Antriebslosigkeit.

Bisherige Standardtherapie: Insulin plus Diät

Traditionell gilt die subkutane Injektion von Insulin – meist zweimal täglich – als unverzichtbar, kombiniert mit einer speziellen Diät. Ziel ist es, die Blutzuckerwerte möglichst konstant zu halten und damit Folgeerkrankungen zu vermeiden. Die Diät für diabetische Katzen besteht in der Regel aus einem Futter mit niedrigem Kohlenhydratanteil und hohem Proteingehalt. Nassfutter eignet sich meist besser als Trockenfutter, da es den Blutzuckerspiegel weniger stark ansteigen lässt. Manche Katzen lassen sich gut einstellen, einige erreichen sogar eine Remission – also eine Phase, in der keine weitere Insulingabe erforderlich ist. Dieser Effekt ist seit einigen Jahren bekannt und wird nun durch neue Medikamente ergänzt.

Neue Therapieansätze: Tabletten statt Spritzen?

In den letzten Jahren wurden neue Wirkstoffe entwickelt, die die Behandlung von Diabetes mellitus bei Katzen verändern könnten. Dazu gehören unter anderem Bexacat® (Bexagliflozin) und Senvelgo® (Velagliflozin) – beides sogenannte SGLT2-Hemmer. Sie wirken in der Niere, indem sie die Rückaufnahme von Glukose ins Blut verhindern. Die überschüssige Glukose wird mit dem Urin ausgeschieden, wodurch der Blutzuckerspiegel sinkt.

Das Besondere an diesen Medikamenten: Sie werden oral verabreicht, also als Lösung oder Tablette. Für viele Tierhalter:innen bedeutet dies eine erhebliche Erleichterung – insbesondere bei Katzen, die sich nur schwer spritzen lassen oder bei denen der Umgang mit Nadeln zu Stress und Unsicherheit führt.

Was sagen Studien und Fachleute?

Eine im Journal of Veterinary Internal Medicine veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2023 untersuchte die Wirksamkeit von Velagliflozin bei neu diagnostizierten Katzen mit Diabetes mellitus. Ergebnis: Rund 84 % der behandelten Tiere zeigten innerhalb weniger Wochen eine signifikante Verbesserung der Blutzuckerwerte – ohne zusätzliches Insulin. Auch das Allgemeinbefinden und die Lebensqualität wurden von den Haltern als deutlich verbessert beschrieben.

Gleichzeitig weisen Tierärzte darauf hin, dass SGLT2-Hemmer nicht für alle Katzen geeignet sind. Tiere mit sehr hohen Blutzuckerwerten, diabetischer Ketoazidose, eingeschränkter Nierenfunktion oder anderen Begleiterkrankungen müssen weiterhin mit Insulin behandelt werden. Auch Nebenwirkungen wie vermehrter Durst, Harnwegsinfektionen oder Dehydrierung können auftreten und müssen überwacht werden. Bei unsachgemäßer Anwendung besteht zudem das Risiko schwerer Komplikationen wie einer diabetischen Ketoazidose – daher ist eine engmaschige tierärztliche Kontrolle unverzichtbar.

Warum ist die Insulingabe durch Katzensitter ein sensibles Thema?

In der täglichen Praxis zeigt sich, dass viele Halter unsicher sind, wenn es um die Organisation der Insulintherapie während Urlaubszeiten geht. Die subkutane Injektion erfordert nicht nur eine ruhige Hand, sondern auch die genaue Einhaltung der Dosierungsmenge und – besonders wichtig – der Zeitpunkte. Schon eine Abweichung von mehr als ein bis zwei Stunden kann bei empfindlichen Katzen zu gesundheitlichen Problemen führen.

Für Katzensitter bedeutet dies eine hohe Verantwortung. Manche Kunden sind daher verständlicherweise zurückhaltend, wenn es um die Übergabe dieser Aufgabe geht. Hier könnten die neuen oralen Medikamente künftig eine praktikable Lösung bieten: Tabletten oder Lösungen lassen sich meist leichter in den Alltag der Betreuung integrieren – vorausgesetzt, die Katze nimmt das Mittel zuverlässig ein. Gerade das kann eine Herausforderung sein, denn nicht jede Katze akzeptiert Medikamente problemlos. Auch in diesem Fall sollte die Sitterin oder der Sitter entsprechend eingewiesen und geschult sein.

Chancen für das Katzensitting

Die neuen Medikamente könnten in Zukunft den Alltag für Katzenhalter und Katzensitter gleichermaßen erleichtern. Besonders während Urlaubszeiten oder bei längerer Abwesenheit stellt die einfachere Gabe der Medikamente eine willkommene Entlastung dar. Dennoch gilt: Jede Umstellung auf eine neue Therapieform muss ausschließlich in Absprache mit der behandelnden Tierärztin oder dem Tierarzt erfolgen und bedarf regelmäßiger Kontrolle der Blutzuckerwerte.

Fazit

Die insulinfreie Behandlung von Diabetes bei Katzen ist keine universelle Lösung, aber eine vielversprechende Ergänzung zur klassischen Therapie. Für ausgewählte Katzen kann sie jedoch ein echter Gamechanger sein – vorausgesetzt, sie erfolgt streng unter tierärztlicher Begleitung. Nicht jede Katze ist dafür geeignet – aber für manche Tiere kann sie eine echte Alternative darstellen. Für Halter, die den Alltag mit einer chronisch kranken Katze bewältigen, eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten. Wichtig bleibt jedoch: Die Therapie muss individuell angepasst, engmaschig kontrolliert und tierärztlich begleitet werden.

Quellen:

  • Hall, J. A. et al. (2023). Velagliflozin in the treatment of newly diagnosed diabetic cats. J Vet Intern Med, 37(2), 450–459.

  • FDA (2023): Approval of Bexacat for feline diabetes.

  • European Medicines Agency (2023): Assessment report for Senvelgo.

Disclaimer:

Dieser Artikel dient der allgemeinen Information über neue Therapieansätze bei Diabetes mellitus der Katze. Er ersetzt keine tierärztliche Beratung. Eine medikamentöse Umstellung darf ausschließlich in tierärztlicher Absprache erfolgen. Die Katzengesellschaft übernimmt keine Haftung für die Anwendung der genannten Therapien ohne fachliche Kontrolle.